Reise des Ausschuss für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt nach Portugal

Der Ausschuss für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (ASG) ist in Portugal um zu erleben, zu lernen und nach Lösungen für Herausforderungen zu suchen. Welche Herausforderungen denn?

Teil 1 | 17.05.2022

Corona und wie schafft man fast 90 % Impfquote?

Der sehr beliebte Staatspräsident war am Anfang der Pandemie selbst erkrankt, es gibt in Portugal eine große Solidarität (das Gegenteil vom „Blick nur auf sich“).

  1. Es gab eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Land und den Städten und…
  2. eine gemeinsame Koordination.
  3. Es gab eine kritische aber wohlwollende Presse und…
  4. den Portugies:innen war klar, das Gesundheitssystem kann nicht mit sehr vielen schwerkrankten Umgehen.

Das Ganze wurde begleitete von der Kampagne „Lissabon schützt“. Dabei stand die finanzielle und soziale Unterstützung im Mittelpunkt. Der Focus war also auch hier, die Abfederung von wirtschaftlichen Folgen und das Gegensteuern von Folgen der Einschränkungen, wie häusliche Gewalt. Beeindruckend ist, dass hier vulnerablen Gruppe wie Kinder, Wohnungslose und Menschen mit Suchterfahrung mitgedacht wurden.

Was nehme ich mit?

  • Krisen brauchen ein zentrales Management und das Modell 1plus16 muss überdacht werden.
  • Gute Sozialpolitik hört nicht in der Krise auf, sondern es zeigt sich in der Krise, ob die Systeme Krisenfest sind. Wenn sie das nicht sind, muss sofort nachgesteuert werden. In Lissabon wurde konkret das Konzept „Housing First „(Antrag – Wohnungslosen in Sachsen helfen!) vorgezogen und 340 Wohnungen für chronisch Wohnungslose geschaffen.
  • Menschen brauchen emotionale Führung, auch das ist Verantwortung diese zu geben. Hier gehört es auch dazu Dinge zu erklären, Dilemmata offen zu legen und Fehler einzugestehen.

Eine Reise bildet immer und es ist eine große Errungenschaft, dass wir gelernt haben dazu über den Tellerrand zu schauen.

P.S. Für alle die jetzt wieder denken, die da oben fahren jetzt auch noch in den Urlaub, kann ich beruhigen. Die Termine sind eng und der Luxus ist bescheiden.


Teil 2 | 18.05.2022

Pfleger:innenausbildung in Portugal

Ausbildung in Portugal und die Frage: „Was hält ein Land zusammen?“ standen heute im Mittelpunkt. Die Ausbildung von Gesundheit- und Krankenpflegern ist in Portugal akademisch organisiert und bietet viel Freiraum und Entscheidungskompetenz im späteren Beruf. Überlastung, mäßige Bezahlung und viele Überstunden führen auch hier zu einer Flucht aus dem Beruf.

Mit großer #Leidenschaft hat uns die Professorin der Pflegehochschule aufgefordert gemeinsam für das Berufsbild zu kämpfen und die #Rahmenbedingungen dort hin zu entwickeln, wo der gesellschaftliche Stand schon ist.


Teil 3 | 19.05.2022

Gesundheitsforschung

Heute war ich im Instituto Medicina Molecular (kurz IMM), einem medizinischen Forschungsinstitut in Lissabon.

Hier arbeiten Spitzenforscher aus über 30 Nationen in Teams zusammen, um die Gesundheit der Portugies:innen und die Gesundheitsversorgung in Portugal zu verbessern. So wurden zum Beispiel Erfolge bei der Behandlung von Malaria und der Behandlung von Krebs erzielt. Die Forschungsarbeit finanziert sich aus #Fundraising der Forschenden.

Am IMM ist ein HealthCluster angesiedelt und vereint über 220 Partner aus Forschung, Patientenverbänden und Unternehmen.

In der Corona-Pandemie hat das Institut wichtige Aufgaben übernommen:

  • Kommunikation
  • Biobank (Sammlung von Biomaterialen)
  • serologische Studien
  • diagnostische Taskforce
  • Entwicklung und Produktion von PCR- Tests. Es wurden 1/2 Millionen PCR-Tests produziert zu einem geringeren Preis als der Marktpreis. Aus der Pandemie ist das Zentrum für klinische Forschung am IMM entstanden.

Aus dem IMM heraus haben sich 3 Start-Ups gegründet. Diese haben sich vorgestellt und arbeiten an den Themen:

  • Gesundheitsdaten und Datenschutz
  • Bestimmung der passgenauen Prothesen- und Implantatversorgung mit einer webbasierten Anwendung
  • KünstlicheIntelligenz in der Biomedizin zur Verbesserung der medikamentösen Behandlung von Krebserkrankungen – hier ein Gehirntumor.

Portugal ist klein und hat erst seit den 80er Jahren den Anschluss an die weltweiten Standards von Bildung und Forschung gesucht. Es zeigt sich, dass es funktioniert schnell, gut und in flachen Hierarchien die Vernetzung zwischen Gesundheitssektor, Forschung und IT zu entwickeln.


Teil 4 | 20.05.2022

Besuch im Nord-Süd-Zentrum für Solidarität

Vor dem Abflug noch fix zum Nord-Süd Zentrum für Solidarität. Hier wird die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) Strategie für Portugal umgesetzt.

Der Gedanke des europäischen Rates war 2011, dass wir nur die eine Welt haben und mit dieser Sorgsam umgehen müssen und nur in #Frieden gemeinsam gut leben können. Wie wahr!

Hier werden vielen Projekten mit jungen Menschen und Politik umgesetzt, um in Kongressen, Camps und digital voneinander zu lernen. Besonders ist, dass hier der Kontakt in die Maghrebstaaten sehr intensiv ist und z.B. die Aktivitäten im Bereich Gleichstellung und Gewaltschutz große Unterstützung erfahren.

Auch Sachsen setzt Bildung für Nachhaltigkeit um, z.B. bei der Klima Konferenz durch die Kompetenzstellen interkulturelle Bildung.

#Portugal als Land im dem schon immer Menschen aus aller Welt angesegelt kamen, tut sich in der globalen Zusammenarbeit leicht. Alleine das Team war so bunt gemischt, dass Namen und Sprachen eine wunderbare Mischung ergaben. Der positive Blick auf #Europa und gleichzeitig die Verantwortung für Afrika haben mich begeistert.