Aktuelle Debatte Gesundheitsversorgung „Strukturwandel kann Brücke für innovative Gesundheitsversorgung sein“

Mein Redebeitrag zur Zweiten Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion SPD zum Thema: „Die Menschen im Mittelpunkt: Das Gesundheitssystem von morgen sicher, modern und leistungsfähig gestalten“
45. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 10.02.2022, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleg*innen,

ich freue mich über diese Aktuelle Debatte, weil sie uns die Möglichkeit gibt, an prominenter Stelle über Gesundheit zu reden. Nicht über Krankheit, über Pflege oder über Corona – sondern ganz schlicht über den Schatz der Gesundheit. Damit ist der Fokus auf den Erhalt des Wohlergehens, auf Prävention, auf Niederschwelligkeit und auf Lebensweltnähe gelegt.

Wir doktern oft an den großen Fragen herum, an Millionen für Krankenhausinvestition oder an komplexen Planungsprozessen.

Alles gut, alles wichtig. Aber die Menschen beschäftigt nicht tagtäglich die Frage, wo das nächste Herzzentrum ist, sondern eher die Frage, wo der nächste Rehasport oder die Logopädie möglich ist. Und wir haben den Menschen im Koalitionsvertrag eine Menge Innovation in diesem Bereich angekündigt.

Dazu gehört beispielsweise, dass eine qualitativ hochwertige Versorgung im ländlichen Raum mit neuen Versorgungsformen wie beispielsweise Gesundheitszentren, medizinischen Versorgungszentren und der Poliklinik Plus gelingen kann. Dass Praxisnetze als Partner in der medizinischen Versorgung entstehen, um Ärzt*innen zu entlasten oder auch mobile Angebote der Gesundheitsversorgung geprüft werden. Dass der Aufbau von regionalen Gesundheitsnetzen, die Gesundheitsprävention und -versorgung verbessert wird.

Ein Blick nach Brandenburg zeigt, wie es gelingt, diese Themen und den notwendigen Strukturwandel als Prozess, der erstmal mit Ängsten besetzt ist, positiv zu gestalten.

Im Konzept „Modellregion Gesundheit Lausitz“ steht der Mensch im Mittelpunkt. Das wird mit folgenden Zielen unterlegt:

  • der Gesundheitsstatus der dortigen Bevölkerung soll verbessert werden (u.a. messbar über die Senkung der Rate der vorzeitigen Sterblichkeit)
  • die gute Versorgung soll sichergestellt werden (u.a. ausgedrückt in genügend Ausbildungsplätzen, einer hohen Attraktivität der Region für die Fachkräfte im Gesundheitswesen sowie in einer hohen Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Versorgungsqualität)
  • der Aufbau von Arbeitsplätzen im medizinisch-sozialen Bereich als Gegengewicht zur Abnahme der Arbeitsplätze in der Kohleverstromung.

Dieser Ansatz geht weit über das hinaus, was wir derzeit in den Blick nehmen. Eine Region als Organismus zu begreifen, wo die Menschen, die Fachkräfte, die sozialen Unternehmen und die Verwaltung eine Region zur Gesundheitsregion umgestalten, ist gar nicht so neu. Bereits in der vergangenen Wahlperiode hatte sich der Bundestag damit beschäftigt. Der GRÜNE Antrag sah regionale Versorgungsverträge für die Gesetzliche Krankenversicherung, demografieorientiert und krankheitsübergreifend vor.

Der Antrag hat damit auf die Bevölkerungsentwicklung, den Fachkräftemangel und sich verändernde Ansprüche an die Gesundheitsversorgung reagiert und auch kooperative Versorgungsformen wie Gesundheitszentren gefordert.

Regionale Akteure sollten beim Aufbau der Gesundheitsregionen und der notwendigen Managementstrukturen unterstützt werden. Der Öffentliche Gesundheitsdienst kann durch Netzwerkbildung und damit die Einbindung gesellschaftlicher Akteure eine große Bedeutung gewinnen.

Diese Gedanken sollten wir jetzt, wo die Novellierung des Krankenhausgesetzes Fahrt aufnimmt, als Auftakt sehen und weitere Elemente rund um die Gesundheit in die Regionen bringen.

Warum?

Eine alternde Bevölkerung, fehlende eigene Fachkräfte, eine Atmosphäre, in der Erwerbseinwanderung derzeit nicht in dem Maße wie notwendig gelingen kann, und steigende Ansprüche bei den Sächs*innen werden Innovation und neue Ideen brauchen, um in Stadt und Land für die Menschen erreichbare und lebensweltnahe Orte für ihre Gesundheit zu schaffen. Der Strukturwandelprozess mit seinem Aufbruch, aber auch mit seinen Ressourcen wäre ein toller Anker. Herr Staatsminister Schmidt hätten sie nicht Lust, diese Vision gemeinsam zu gestalten?
Die Brandenburger stehen mit ihrem Konzept auch noch am Anfang, so dass wir gemeinsam um gute Ideen ringen können.

Wie soll das gehen?

In der vorliegenden Konzeptskizze der Brandenburger zur „Modellregion Gesundheit Lausitz“ wurden die Versorgungsbedarfe in ambulanter, stationärer und pflegerischer Versorgung ermittelt.

Mit dieser Analyse wurden aus den bestehenden Bedarfen und Strukturen die Vision von der Gesundheitsregion mit Zielsetzungen definiert. Daraus haben sich Handlungsfelder wie die Digitalisierung, die Fachkräftesicherung und die Einbindung von regional Verantwortlichen und Stakeholdern abgeleitet.

Auch wir sollten in der sächsischen Lausitz ein Modellprojekt für eine innovative Gesundheitsversorgung für die Zukunft starten. Der Strukturwandel kann dafür eine Brücke sein.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!